Oft führt ungesundes Halbwissen zu abwertenden Aussagen über Rollen in der agilen Produktentwicklung und nicht selten tritt dies in Kombination mit einer suboptimalen Implementierung von Agile auf. Dabei passiert es, dass ein Product Owner zu einem einfachen Schreiberling degradiert wird und ihn damit als wenig attraktive Rolle des agilen Geschehens erscheinen lässt.
Von jetzt auf gleich muss so manches Unternehmen mit aller Gewalt und im großen Rahmen agilisiert werden. Nein, klein anfangen und dann nach und nach das agile Geschehen wachsen lassen, kommt nicht in Frage. Im großen Stil wird eine Agile Transformation vorangetrieben und ganze Hundertschaften werden der Linie – der traditionellen Organisation – “entrissen” und in agile Strukturen gepresst.
Team Leader werden zu Product Owner oder Scrum Master “transformiert”, Abteilungsleiter zu Product Manager oder zu Release Train Engineers gemacht.
So manch ein “Transformierter” fühlt sich in seiner neuen Rolle so gar nicht wohl. Der eine oder andere fühlt sich gar degradiert; in der Wertschätzung herabgesetzt.
The Product Owner is accountable ….
… for maximizing the value of the product resulting from the work of the Scrum Teams, so der offizielle Scrum Guide. Um dieser Verantwortung gerecht werden zu können, muss er auch mit der Entscheidungsbefugnis in Bezug auf die finale Ausgestaltung des Produkts ausgestattet sein.
Auch in einem skalierten Umfeld, wie beispielsweise SAFe, in dem es einen oder mehrere Product Manager geben kann, sind es die Product Owner der Scrum Teams, die primär für die Wertmaximierung zuständig sind.
Sie sind es, die den Kunden in den Mittelpunkt stellen – Keyword customer-centricity – und sich in dessen Lage hinein versetzen, um die für ihn optimale Lösung zu definieren: Keyword design-thinking. Sie sind maßgeblich daran beteiligt, wenn es darum geht, die genaue Ausgestaltung eines umzusetzenden Meilensteins festzulegen.
Wogegen der Product Manager …
… die Lösung in der Regel aus einer anderen Flughöhe betrachtet, mehr high level. Das Product Management definiert die grobe Zielrichtung, in der sich die Lösung entwickeln soll. Es legt dafür die Produktstrategie fest, erstellt eine Vision dafür und stimmt zusammen mit den Product Ownern die Roadmap ab.
Auch in einem skalierten Umfeld, wie beispielsweise SAFe, in dem es einen oder mehrere Product Manager geben kann, sind es die Product Owner der Scrum Teams, die primär für die Wertmaximierung zuständig sind.
Und dann gibt es da ja noch Scrum Master und RTE …
Analog zur Wichtigkeit und Bedeutung der Rollen Product Owner und Product Manager stellen auch die Inhaber der Rollen Scrum Master und RTE (Release Train Engineer) wichtige Key Player dar, wenn es darum geht, erfolgreich ein Produkt zu entwickeln. In diesem Beitrag möchte ich jedoch gar nicht näher auf die Rolle der Methodenexperten eingehen, sondern weiter den Fokus auf Product Owner und Product Manager legen.
Conclusio
Der Weg von herkömmlichen Strukturen einer Linien- oder Matrixorganisation hinein in die Agilität wäre in Bezug Rollenverteilung gar nicht so schwer, wenn die agilen Rollen als die attraktiven Aufgaben und Verantwortlichkeiten wahrgenommen würden, die sie darstellen.
Product Owner und auch Product Manager haben einen großen Anteil daran, wenn das Produkt, das von deren Team – respektive vom Agile Release Train – entwickelt wird, von Kunden und Anwendern als wertvoll und wichtig wahrgenommen wird.
Finden sich in Ihrer Organisation nur schwerlich Freiwillige für die Rolle des Product Owner oder des Product Managers? Stehen Sie kurz vor einer Agile Transformation und wissen nicht so genau, wie der organisatorische und hierarchische Switch in die Agilität vonstatten gehen soll?
Und schon ist es gar kein so großes Problem mehr, von der traditionellen Organisation in Richtung agile Produktentwicklung zu transformieren.