Hybrides Projektmanagement, so ein Schmarrn

Hybrides Projektmanagement, so ein Schmarrn

Hybrides Projektmanagement, was ist das?

Generell ist hybrides Projektmanagement die Kombination von zwei oder mehr unterschiedlichen Methoden für das Management eines Projekts. Am häufigsten wird von hybridem Projektmanagement gesprochen, wenn versucht wird, klassische und agile Methoden miteinander zu kombinieren.

Kann das funktionieren?

Wohl eher nicht, da die Ansätze von klassischen Projektmanagementmethoden den Prinzipien der agilen Produktentwicklung diametral entgegenstehen.

Gabler‘s Wirtschaftslexikon definiert Projektmanagement (PM) als Managementaufgabe, gegliedert in Projektdefinition, Projektdurchführung und Projektabschluss. Ziel ist, dass Projekte richtig geplant und gesteuert werden, dass die Risiken begrenzt, Chancen genutzt und Projektziele qualitativ, termingerecht und im Kostenrahmen erreicht werden.

Siehe: Wirtschaftslexikon Gabler: Projektmanagement

Project management – process modell

Anmerkung: Je nach Quelle und Aktualität mag die Grafik zum Prozessmodell des Projektmanagement ein wenig variieren. Was aber allen Darstellungen des Ablaufs gleich ist, ist der Wasserfall-Gedanke.

Wie der Grafik zu entnehmen ist, gehört zur Phase der Projektdefinition auch schon die Zieldefinition, die Grobplanung und die Feinplanung. Das sind alles Aspekte, die dem Agile Mindset zu 100 % entgegenstehen.

Das Wirtschaftslexikon sagt weiter aus, dass das Projektziel eindeutig und vollständig, messbar, realisierbar ist und ein Termin dafür festgelegt sein muss. Ist das etwa agil?

Ein wenig klassisch und ein wenig agil. Das klingt wie „ein bisschen Schwanger“, oder?

Selbst wenn die Feinplanung weggelassen würde, wie viel Agilität wäre denn noch gegeben, wenn der Grobplan vorgegeben ist? Und nehmen wir die Zieldefinition weg, dann stellt sich die Frage, was vom klassischen Projektmanagement noch übrig geblieben ist?

In Agile ist es nicht erforderlich, die genaue Zielkoordinate des Vorhabens zu kennen, die Zielrichtung und die nächsten Meilensteine, die es umzusetzen gilt, ist ausreichend.

Und es wird trotzdem versucht!

Beispielsweise in High-Tech-Branchen mit kundenspezifischer Produktentwicklung wie der Luft- und Raumfahrtbranche oder der Wehrtechnik. Dort liegt die Auftragsvergabe zeitlich gesehen zumeist weit vor dem Liefertermin und bereits bei der Bestellung war der Funktionsumfang Gegenstand des Vertrages.

Oder in der Automobilindustrie, bei der das Produktmanagement der einzelnen Marken fast schon diktatorisch vorgibt, was bis zum bereits angekündigten Release Date alles im Fahrzeug enthalten sein muss.

Was kann überhaupt agil entwickelt werden?

Wir, bei der GesAPro, unterstützen Kunden unterschiedlicher Branchen nun schon seit mehr als 12 Jahren in der agilen Produktentwicklung. Echte agile Hardware-Entwicklung ist uns dabei noch nicht untergekommen. Hier und da wurde sogenannte Embedded Software entwickelt, also Software, die für eine spezifische Hardware entwickelt wurde und auf einem Microcontroller oder einem Microprozessor zum Einsatz kam (Beispiele: Automotive, Kameratechnik). Eine agile Entwicklung von Embedded Software ist möglich, hat aber ihre besonderen Herausforderungen. Ansonsten kommt der agile Ansatz fast ausschließlich bei Software zum Einsatz, die auf „Standard-Computern“ läuft. Auf einem PC, einem Server, in einer Cloud, etc.

Anmerkung: Sofern jemand Erfahrungen mit der agilen Entwicklung von Hardware gemacht hat, ist er herzlich willkommen, seine Erfahrungen mit uns zu teilen.

Conclusio

Ein hybrider Ansatz bei der Produktentwicklung ist „nicht Fleisch, nicht Fisch“, oder, wie die Amerikaner zu sagen pflegen, „neither fish nor fowl“.

Ob sich Hardware agil entwickeln lässt, dafür fehlt es mir an Vorstellungskraft. Gesehen habe ich das noch nie. Software im Allgemeinen und in Technik verbaute Software im Speziellen lässt sich meiner Ansicht nach immer agil entwickeln, sofern zwischen dem Produktmanagement der agilen Einheiten und den Kunden und Auftraggebern ein Dialog auf Augenhöhe stattfindet und ein zu liefernder Funktionsumfang samt Lieferterminen nicht einseitig per Dekret an angeblich agil arbeitende Entwicklungseinheiten diktiert wird.

Und abschließend sei noch gesagt, dass es bestimmt auch Rahmenbedingungen gibt, die es unmöglich oder nicht sinnvoll machen, ein Produkt agil zu entwickeln; dann sollte man das aber auch nicht tun.

Der rein agile Ansatz, den sie verfolgen, bringt nicht die gewünschten Ergebnisse? Ein gewählter hybrider Ansatz auch nicht? Sie entwickeln derzeit noch auf herkömmliche, klassische Art und Weise und wissen nicht so recht, ob Agil möglich und auch sinnvoll wäre?

Allgemein,Methode
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